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Sport mit Zukunft

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Man kann es drehen und wenden, wie man mag: die Winter werden zumindest im Unter- oder Flachland ausbleiben (um nicht zu sagen: aussterben). Der Aufwand, um im Winter in den Schnee zu kommen, wird gross und grösser. Auch in mittleren Höhen um 800-1000 M. ü. M. ist der Winter nicht mehr per se sicher.

 

Beispiel: der Winter 2017/18 dauerte in Einsiedeln gerade mal zwei Monate, der Winter 2019/20 streng genommen 0 Tage - heisst: man konnte weder skifahren noch langlaufen. Der Einsiedler Volkslauf wurde in den letzten zehn Jahren, obschon er Mitte Februar im statistisch winterlichsten Monat stattfindet, drei Mal nach Studen verschoben, 2016 und 2020 gar abgesagt.

Dagegen herrscht im Unterland 365 Tage lang Rollskisaison. Mit grösstenteils guten Bedingungen. Das Radwegnetz ist hervorragend ausgebaut, die Anzahl an asphaltierten und verkehrsarmen Nebenstrassen gross. Meine bis jetzt längste Runde von der Stadt aus beträgt 60 km. Alles auf Radwegen oder ruhigen Nebenstrassen. Kaum Feindberührung, kaum Gefahren. Eine Ausnahme: rund um den Greifensee an einem sonnigen Wochenende ist nicht zu empfehlen – „knallvoll“ ist zurückhaltend formuliert, Reibereien sind vorprogrammiert.

 

Rollskifahren ist ökologisch ziemlich sauber. Und ausserdem gesund. Eine der wenigen echten Ganzkörpersportarten: meines Wissens wird jede Muskelgruppe gebraucht. Lies: Rollskifahren ist eine Muckibude. Knochen und Gelenke werden hinreichend geschont und das Sixpack kommt von alleine (in welcher Form auch immer?!). Zusätzlich sorgt Tempo für reichlich Spass.

 

Wetter spielt grundsätzlich keine Rolle beim Entscheid, raus zu gehen, einzig Eisglätte ist ein echtes Hindernis. Aber auch das wird seltener. Gute Rollen sind regenfest. Eher uncool sind Blätter oder Dreck – wenn nass, dann wird’s seifig. Der Herbst birgt neben glasklaren Sichtverhältnissen auch das Gegenteil: Nebel ohne Ende, dazu Blattsalat. Das ist aber auch schon alles, was zu bemängeln ist. Mir dient’s manchmal als brauchbare Ausrede für einen Ruhetag.

 

Ziemlich lässig sind auch die lustigen Nebeneffekte: viele Leute schauen nach wie vor etwas irritiert, verwundert, spöttisch. Das Prädikat „was für ein Spinner, Trottel, Komiker“ springt einigen aus dem Gesicht, mitunter aber auch ein gelungener Spruch. Ein älteres Ehepaar befand vor den Toren der sommerlich warmen Stadt: „dä Schnee chunnt dänn grad det vorne“. Und eine Radfahrerin zündete mich an: „bald so schnäll wie’n ich“.

 

Das Rollskifahren hat was Elitäres, in der Stadt sogar leicht Rebellisches, was von „anders als die anderen“. Was von „so sieht die Zukunft aus“.

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