Wer eine Tour sucht, bei der man vor lauter Fotopausen kaum mehr am Ziel ankommt, ist hier richtig. Wer eine Trainingseinheit plant, die alles an Terrain und Topographie hat, was es für einen Wettkampf braucht, ist hier richtig. Wer eine Strecke wünscht, die knapp 30 Kilometer lang ist und (je nach GPS-System) 900 oder 1100 Höhenmeter bietet, ist hier richtig. Wer nicht nur rollen will, sondern auch laufen, ist hier richtig. Wer einen veritablen Pass fahren möchte, der dazu im Flachland beginnt, ist hier richtig.
Eigentlich ist damit alles gesagt. Die Strecke führt vom Bahnhof Siebnen zum Kloster Einsiedeln. Der Weg führt dabei über die Sattelegg (1200 m.ü.M.), runter nach Willerzell, ans Ende des Sihlsees bei Euthal und schliesslich nach Einsiedeln.
Steil – flach – steil
Die ersten 4 Kilometer steigen steil an bis zur Staldenhöhe, dann folgen weitere 4 Kilometer Berg- und Talbahn. Mehrheitlich flach, ab und zu leicht hoch, oft runter. Die Abfahrten sind gerade jetzt im Herbst mitunter tricky. Es hat Kiesabschnitte und auch sonst einiges an Steinen, viel Blattsalat, teils ist es feucht, da ein grosser Teil dieses Streckenabschnitts im Wald liegt. Es ist kurvig und damit unübersichtlich, und auch wenn’s nicht viel Verkehr hat, kommen doch ab und zu Fahrzeuge jedweder Art.
Ab Bödeli geht’s dann in den Pass rein und nochmals sechs Kilometer obsi. Ein Pass, der sich bestens als Rhythmusbrecher und damit für ein schnelles Training eignet: mehr oder weniger flache Abschnitte wechseln mit ziemlich steilen (bis zu 16%). Gleichwohl – und das liegt vermutlich auch am absolut perfekten Passfahrwetter – eine grossartige und abwechslungsreiche Tour. Bis zur Passhöhe, die ich mir mental weiter weg denke, um dann positiv überrascht zu werden, begleitet eine irrsinnige Aussicht auf die Wägitaler Alpen sowie den kleinen und grossen Aubrig die Fahrt. Und Kühe und Schafe und Esel und Geissen und ....
Und jetzt in die Verlängerung
Auf dem Pass könnte man sich ein Entrecôte gönnen, der Uphill ist hier zu Ende. Aber ich mag nicht so recht an die Folgen einer solchen Völlerei denken, da ich zu diesem Zeitpunkt entschieden habe, die Tour es bitzeli zu verlängern. Ich laufe nämlich ennet dem Pass wieder runter, bis fast nach Willerzell, und rolle dann via Euthal nach Einsiedeln. Laufen empfiehlt sich tatsächlich, der Pass hat auch auf dieser Seite einige sehr steile Partien (bis zu 13% gibt das GPS an). Aber er ist kurz, die Lauferei dauert knapp 35 Minuten. Ab Steinboden kann man die Schuhe wieder tauschen und es bis nach Willerzell in sehr angenehmem Tempo rollen lassen. Dann folgt der Abschnitt bis zum Steinbachviadukt, dort ans andere Ufer und ab nach Einsiedeln.
Ach, und wenn ich gewusst hätte, dass jetzt der härteste Abschnitt folgt, vielleicht hätte ich abgekürzt. Es bläst auf den ganzen sechs Kilometern ein fieser und ziemlich starker Gegenwind, der den Puls höher jagt als die Steigungsprozente am Pass. Und kalt ist’s plötzlich – fehlt nur noch der Schnee.
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