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Mentaltraining 3 – Der Selbstversuch, Teil 1

Wo, oder besser: wann fängt mentales Training an? Wie fängt man es an? Setzt man sich hin und macht mal ein wenig Meditation? Oder stellt sich vor den Spiegel und sagt: du bist ok? Tja, es ist nicht damit getan, sich ok zu finden. Das ist eine gute Voraussetzung für vieles, wenn nicht gar für das ganze Leben. Wer sich nicht ok findet, wird mehr Mühe bekunden, eine gewisse Lebenszufriedenheit zu erlangen wie jemand, der sich ok findet. Das ist einfach so (und ist auch ein bitzeli Küchenpsychologie, ich weiss).


Mentaltraining hat was von Küche – ohne verschiedene Zutaten schmeckt's fad.

Machen machen machen

Mentales Training muss angewendet werden. Grob gesagt: wenn ich mich vor den Spiegel stelle und mir mantrahaft vorstelle oder laut sage, dass ich ok bin, muss ich das so lange tun, bis ich es glaube. Und wenn ich es (vor dem Spiegel) dann glaube, muss es auch draussen im Dschungel umsetzbar sein. Denn vor dem Spiegel lässt sich vieles sagen (und glauben). Wer an sich glauben will, muss raus, muss losrennen und immer noch an sich glauben. Muss dann einen Wettkampf bestreiten, bei dem er an sich glaubt, an sich und seine Fähigkeiten, und vor allem an den Sieg (wie auch immer der geartet sein mag).


Der Selbstversuch: Vorüberlegungen

Dies war die Voraussetzung für einen Selbstversuch, der in der Konsequenz dazu führen sollte, den Jungfrau-Marathon zu bestreiten ohne viel körperliches, dafür mit viel mentalem Training. Grundsätzlich, könnte man sagen, eine bescheuerte Idee.

Soviel sei gesagt: ich bin im Ziel angekommen. Und ich war zufrieden mit meiner Leistung. Naja, nicht ganz, aber ich konnte mich unter der Voraussetzung der mangelhaften körperlichen Vorbereitung eigentlich nicht beklagen. Womit eines bereits gesagt ist, was in Teil 2 angesprochen wurde. Ohne körperliches Training sollte man keinen Marathon bestreiten. Oder wenigstens nicht erwarten, die Vorjahreszeit zu unterbieten. Oder andere arg hochgesteckte Ziele zu erreichen. Dergleichen hatte ich aber nicht, nicht wirklich. Mein Ziel war es – das klingt ein wenig hochmütig -, den Eiger aus der Nähe zu sehen. Ich sagte mir, ich werde den Lauf nur bei schönem Wetter bestreiten. Hochmut kommt vor dem Fall, doch dazu später mehr.


Der Selbstversuch: Training

Mein Training sah nun folgendes vor. Erstens klassisches Lauftraining – wobei ich gerade mal einmal 20 Kilometer am Stück lief, sonst eigentlich nur 10-15 Kilometer. Einmal leistete ich mir vier Trainingseinheiten in einer Woche, meistens nur zwei oder drei. Ich kam in zwei Wochen auf immerhin 50 Wochenkilometer. Das ist vergleichsweise wenig für einen Marathonlauf dieser Härte.

Das zweite Element sah gewisse Psychomotorisierungsmethoden vor: Visualisieren, Mentalsimulation. Ich stellte mir den Wettkampf vor und mich in diesem. Normalerweise wird das für wesentlich kürzere Wettkampfformen angewendet, ich wollte versuchen, das auszudehnen – mindestens für einzelne Stellen.

Drittens verliess ich mich auf eine Methode, die mir in einem Ironman bereits geholfen hatte und die nirgends als Psychomethode bekannt ist. Dazu diente mir ein kleines Büchlein: Zen in der Kunst des Bogenschiessens von Eugen Herrigel. Das klingt für alle, die das Buch kennen, möglicherweise eigenartig. Mir half es damals auf der Radstrecke, auf der von Hitze über Sturm zu Gewitter alles zusammenkam.

Viertens versuchte ich mich ausdauernd in Entspannungsmethoden – wo es mir sinnigerweise die Progressive Muskelrelaxation angetan hatte, aber auch gewisse, sehr einfache Meditationsformen, die dabei helfen sollten, schnell zu entspannen.

Und schliesslich etwas vom in meinen Augen effizientesten: Stresstraining. Im Training Stress verursachen, damit im Wettkampf eine ähnliche oder gleiche Situation eben nicht mehr zu Stress führt. Eine bekannte und gerade in langdauernden Ausdauerwettkämpfen in meinen Augen unerlässliche Methode. Ein Platten beim Radfahren verursacht Stress. Man verliert zwar kaum Zeit, trotzdem sind die meisten gleich komplett aus dem Häuschen.


Teil 2 folgt in Kürze

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